„Bewegung ist das Tor zum Lernen“
„Lebenslang lernen ist gut und wichtig“ – wie geht es Ihnen, wenn Sie diese Worte lesen? Denken Sie dabei an schöne oder schlechte Erfahrungen und Gefühle aus Ihrer eigenen Kindheit und Schulzeit zurück? Warum gibt es so viel Frust in der Schule, wenn es um Dinge geht wie Lernen (müssen, nicht dürfen!), Fähigkeiten haben und beweisen und auch noch im sozialen und zwischenmenschlichen Bereich gut zurecht zu kommen?
Schon seit mehr als hundert Jahren betreiben Pioniere der Lernforschung Studien, in erster Linie an Kindern mit spezifischen Sprachstörungen, um zu beweisen, dass Bewegung messbare Auswirkungen auf das Lernen hat. Sie haben gezeigt, dass Bewegung für die Entwicklung von Babys und Kleinkindern entscheidend ist, weil sie die Sinne weckt und das Gehirn entwickelt.
In den 1960er Jahren hat auch der Pädagoge Dr. Paul E. Dennison damit begonnen, sein Lernförderungsprogramm mit Bewegung zu entwickeln. BRAIN GYM könnte man ganz einfach mit Gehirngymnastik übersetzen. Dahinter steckt aber noch viel mehr.
Die Idee ist: Geistige Fähigkeiten basieren einerseits auf konkreten, körperlichen Fähigkeiten, die sich im Idealfall vom Babyalter an entwickeln konnten, wie Krabbeln, Greifen, Drehen, Gehen, Balance halten usw. Und sie basieren auch auf der emotionalen Stabilität eines Menschen, was für Erforschen und Zueinander-in-Beziehung-Setzen der Dinge nötig ist.
Am Anfang eines Lebens scheint alles einfach, spielerisch, selbstverständlich. Kinder lernen von Natur aus gerne, und vor allem durch Bewegungen, die den Körper und das Gehirn Erfahrungen machen, sammeln und verknüpfen lassen. Ist nun im schulischen Alltag genügend Zeit und Raum, um jedes Kind, jeden Jugendlichen, jeden Menschen da abzuholen und zu fördern, wo er ist? Ihm mit den Fähigkeiten, die er mitbringt, hilfreich zur Seite zu stehen und neue zu ermöglichen? Vieles und immer mehr schreit förmlich nach wirksamer Unterstützung.
Neurologisch gesehen ist unser Gehirn ständig bereit und auf Entwicklung eingestellt. Es besitzt die geniale Fähigkeit, sich durch Herausforderungen des Lebens immer wieder neu zu erschaffen. Wäre das nicht so, gäbe es wohl irgendwann nichts Neues mehr.
Die 26 Brain-Gym-Übungen aus Dennisons Lernmodell tragen nun nach meiner Erfahrung viel dazu bei, unser aller Potenzial zu eröffnen. Und auch, es zu leben und zu erhalten. Und zwar in jedem Alter.
Erkenntnisse aus den Bereichen Tanz, Kinesiologie, Beschäftigungstherapie und noch vielem mehr können nicht nur den Schulalltag erleichtern und bereichern. Es gibt bereits Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass körperliche, gezielte Bewegungen Gleichgewicht, Hören, Lesen und das Gedächtnis fördern und Reaktionszeiten verbessern können.
Eine der grundlegenden Erkenntnisse ist folgende: Jeder Mensch hat eine „Mittellinie“, senkrecht von oben nach unten. Und diese muss durch Überkreuzbewegungen immer wieder überquert werden, um unsere beiden Gehirnhälften zu verbinden, damit sie zusammen arbeiten können. Wenn nicht, bleiben wir im Denken und Tun sonst vielleicht im Versuch und Irrtum stecken, können beim Lesen das „Mittelfeld“ nicht erkennen, verwechseln ähnliche Buchstaben, z.B. b – d, oder verstehen Gesprochenes nicht, in der Bedeutung oder auch akustisch. Es wäre doch wirklich spannend zu ergründen, ob die „Dummheit“, die einem etwa in der Schule zugeschrieben wird, durch gezielte Brain-Gym-Übungen nicht entkräftet werden könnte…… Fortsetzung folgt!
Claudia Ebenhoch, Heilpraktikerin für Psychotherapie
(Artikel in der STZ Dez/ Jan/ Feb 2024/25)

Durch Überkreuz-Gehen, Überkreuz-Hüpfen und -Tanzen und dabei die Augen in alle Richtungen bewegen, können die Gehirnhälften besser zusammenarbeiten.
Draufsicht auf ein Gehirn, wenn ein Mensch mir gegenübersteht: Ich denke an ein X und mache Überkreuzbewegungen. Dann kann ich beide Seiten/ Gehirnhemisphären gleichzeitig benutzen.

Quelle: Paul. E. und Gail Dennison, Lehrerhandbuch Brain Gym®